(Mis)Understanding Photography 14. Juni bis 17. August

Im Folkwang-Museum in Essen gibt es eine neue Fotoausstellung:

„Was ist Fotografie? Ist der Abzug gemeint, ein Objekt oder ein JPEG auf deinem Bildschirm? Existiert sie nur, wenn du sie ausdruckst? Zählt sie nur, wenn sie als große Datei vorliegt, als TIFF? Oder meint Fotografie den Schnappschuss auf deinem Telefon oder eine Diaprojektion oder eher das Bild, das du im Sinn hast, bevor du den Auslöser drückst? Ist damit jenes großartige Bild gemeint, das du nicht machen konntest, weil dein Film voll war oder die Kamera klemmte oder weil du sie schlichtweg nicht dabei hattest? Um es kurz zu machen: Ist Fotografie ein Objekt oder ein Bild, oder ist Fotografie eine Art des Sehens?“ (Zoe Leonard)

Seit ihrer Erfindung vor 175 Jahren haben Künstlerinnen und Künstler immer wieder die Fotografie hinterfragt: Ausgehend von der Omnipräsenz der fotografischen Bilder haben sie Arbeiten und Texte geschaffen, die sich mit unterschiedlichen Aspekten der Fotografie auseinandersetzen: ihrer Materialität und Popularität, ihrer publizistischen Macht und ihrem Anspruch auf Objektivität. Heute, mit dem zunehmenden Verschwinden des Analogen und dem Siegeszug des Digitalen, gewinnen diese Arbeiten eine ganz neue Aktualität. Die Ausstellung erzählt eine wilde und ironische, bisweilen melancholische Geschichte der Fotografie.

Ein zweiter Teil der Ausstellung widmet sich den Manifesten von Fotografinnen und Fotografen; denn die radikalsten Äußerungen über die Fotografie stammen von den Bildautoren selbst. Darunter befinden sich programmatische Äußerungen von László Moholy-Nagy, August Sander, Henri Cartier-Bresson, Martha Rosler und Germaine Krull. Die Avantgarden des 20. Jahrhunderts wurden von publizistischen Paukenschlägen begleitet: von wegweisenden Büchern, Zeitschriften und Radiobeiträgen, die dazu aufriefen, die Welt durch das Medium neu wahrzunehmen und sie zu verändern. Mit einer aufwendigen Szenografie in den Raum übersetzt, werden die Manifeste ergänzt durch fotografische Inkunabeln ihrer Autoren.

Beteiligte Künstler
Werke
Claudia Angelmaier, Michael Badura, Sylvia Ballhause, Laura Bielau, Viktoria Binschtok, Kristleifur Björnsson, Bernhard Blume, Christian Boltanski, Günter Karl Bose, Johannes Brus, Michel Campeau, Sarah Charlesworth, Jojakim Cortis & Adrian Sonderegger, Tacita Dean, Bogomir Ecker, Hans Eijkelboom, Hans-Peter Feldmann, Joan Fontcuberta, Florian Freier, Katharina Gaenssler, Jochen Gerz, G.R.A.M., Aneta Grzeszykowska, Jeff Guess, Rudolf Herz, John Hilliard, Alfredo Jaar, Kenneth Josephson, Erik Kessels, Jochen Lempert, Zoe Leonard, Les Levine, Zbigniew Libera, Stanislaw Markowski, Santu Mofokeng, Ugo Mulas, Andreas Müller-Pohle, Renate Heyne & Floris M. Neusüss, Peter Piller, Steven Pippin, Richard Prince, Barbara Probst, Arnulf Rainer, Timm Rautert, Benjamin Rinner, Józef Robakowski, Thomas Ruff, Ed Ruscha, Adrian Sauer, Joachim Schmid, Pavel Maria Smejkal, Michael Snow, Clare Strand, Larry Sultan & Mike Mandel, Vibeke Tandberg, Ulrich Tillmann & Wolfgang Vollmer, Wolfgang Tillmans, Axel Töpfer, Timm Ulrichs, Franco Vaccari, Matthias Wähner, Gillian Wearing, Jan Wenzel, Christopher Williams, Akram Zaatari

Manifeste
Shahidul Alam, ANT!FOTO/Katja Stuke & Oliver Sieber, Nobuyoshi Araki, Keith Arnatt, Mel Bochner, Victor Burgin, Henri Cartier-Bresson, Louis Jacues Mandé Daguerre, Louis Darget, Eugenio Dittborn, Hossam el-Hamalawy, Peter Henry Emerson, Group f/64, Francis Frith, Luigi Ghirri, Raoul Hausmann, John Heartfield, Mishka Henner, Rudolf Herz, Lewis W. Hine, Thomas Hirschhorn, Edwin Hoernle, Oliver Wendell Holmes, Martin Kippenberger, Oscar Krifka, Germaine Krull, Heiner Kurzbein, Dorothea Lange, Sherrie Levine, Jerzy Lewczynski, Lomographische Gesellschaft, Man Ray, F.T. Marinetti / Tato, Chris Marker, Renzo Martens, Peter McKenzie, Lucia Moholy, László Moholy-Nagy, Johannes Molzahn, Daido Moriyama, Maurice Vidal Portman, Albert Renger-Patzsch, Alexander Rodtschenko, Martha Rosler, August Sander, Joachim Schmid, Allan Sekula, Jo Spence / Terry Dennett, Otto Steinert, Hito Steyerl, Alfred Stieglitz, Paul Strand, William Henry Fox Talbot, Karel Teige, Raoul Ubac, Timm Ulrichs, Johan van der Keuken, Ai Weiwei, Minor White

Die Ausstellung wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Kunststiftung NRW.